Was machst du wenn…
…du der „Glücksbringer“ des Tages bist…?

Eines Tages machten wir einen Ausflug nach Meknes. Wir wollten das kleine Städtchen das etwa 60 km von Fes entfernt ist besuchen und durch dessen Altstadt bummeln. Und da wir gerne früh unterwegs sind, waren wir schon kurz nach zehn am Zielort. Vom Bahnhof aus spazierten wir in Richtung Altstadt, die aber nicht ganz so leicht zu finden ist, wie in Fes. So suchten wir uns da, wo wir die Altstadt vermuteten, ein Café um uns erst mal etwas zu orientieren. Wir fanden eins mit Dachterrasse 😉 Nach dem Tee und Konsultation bei Mr. Google ging es von dort aus um ein paar Ecken in die Gässchen der Altstadt hinein. Wir bummelten den Verkaufsständen entlang und übten uns im „Nicht genau Hinschauen“ und „Nicht nach den Preisen fragen“. Denn spätestens wenn man Interesse an der Ware zeigt, kommt man kaum mehr ohne Einkauf davon. Die Händler sind von den Touristen abhängig. Ihre Einkäufe sind oft die einzige Einnahmequelle. Wir sind recht lange ohne Einkauf durch gekommen, doch gegen Ende unseres Bummels, sind wir an einen netten Berber gelangt, der uns in Deutsch in seinen kleinen Laden eingeladen hat: „Nur um zu schauen und zu Plaudern“, meinte er auf unser „wir wollen aber nichts kaufen“. Sich aufs „Nur schauen“ einzulassen ist meist schon fast „der Anfang vom Ende“. Mit langem Hin und Her, erzählen über die Familie, die schwierigen letzten Jahre und Plaudern über dies und das haben wir dann zwei kleine Souvenirs gekauft. (Kleine Geschenke kann man ja immer mal brauchen.) Dann zeigte er uns noch schöne Bettvorleger und meinte, wir würden sie für sehr günstig bekommen. Denn die Schwaben, (er hatte mittlerweile herausgefunden, dass wir aus dem Schwabenländle sind), seien sparsame Leute, deshalb gebe er sie uns für den günstigeren Preis. Er würde dann einfach bei den Amerikanern und Briten etwas mehr verlangen, meinte er. Zudem seien wir seine ersten Kunden heute, und wenn die ersten Kunden gut einkaufen, so bedeute das Händlerglück für den ganzen Tag. Diesen “Weg zu denken” kannten wir aus Russland schon. Mittlerweile hatten wir auch herausgefunden, dass er eine Familie mit drei Kindern hat und die letzten Jahre wegen den Corona Einschränkungen besonders hart für sie gewesen waren. Da wir eigentlich noch Bettvorleger gebrauchen konnten und er die schönen Teppiche so günstig hergab, steckten wir ihm mit den Worten „das ist für die Kinder“, nicht fürs Geschäft, ein bisschen etwas extra zu. Als Freunde und mit einem gemeinsamen Abschiedsfoto (das wir aus altbekannten Gründen hier nicht zeigen können) gingen wir , jeder zufrieden, auseinander.

Eins haben wir dabei gelernt: Wir gehen nicht mehr schon am Vormittag auf die Märkte, sondern erst am frühen Nachmittag. Denn unser Herz erträgt es nicht, als erster Kunde da zu sein und nichts zu kaufen… Und wir kaufen nicht die Souvenirs nicht mehr „en gros“ (in großen Mengen auf einmal) zu Großmengen-Preis ein, sondern nehmen sie einzeln, um möglichst vielen Verkäufern eine Chance zu geben und Freundschaften zu pflegen 😉