Sommerarbeit und Abenteuer

Manchmal gibt es Überschneidungen von Arbeit und Abenteuer, denn manchmal wird die Arbeit zum Abenteuer und das andere Mal wird das Abenteuer zur Arbeit… Die Entscheidung darüber, was nun was ist, überlassen wir gerne dir, lieber Leser.

Von Juli bis September hatten wir genügend von beidem und dazu viel Sonne und Hitze. Gleich am Anfang des Sommers belegten wir einen Intensivkurs in Französisch, um unseren Französischkenntnissen einen Schub nach vorne zu geben. Eigentlich nicht so sehr dem Wissen, als eher dem Sprechen 😉 Drei Wochen lang jeden Abend von fünf bis acht Uhr drückten wir die Schulbank. Klaus hatte 14 Mitschüler, in Fränzis Klasse waren sie nur zu sechst. So gab es genügend Zeit um über Themen wie, Diskrimination und Vorurteile, Windenergie, oder darüber, ob es Glücklichsein bei der Arbeit gibt, zu diskutieren. Da musste ich schon ab und zu den Wortschatz erst googeln, denn im täglichen Leben und Begegnen brauche ich doch eher den Alltagswortschatz über Haus, Natur, Markt und Essen…. Aber es war spannend.

Nach diesem Kurs gings auf ein Abenteuerwochenende, das wir mit einer Freundin schon im Januar zu planen begonnen haben und auf das wir hingefiebert haben. Unser Ziel: den höchsten Berg Nordafrikas zu besteigen. Der Jebal Toubkal, 4167 m über Meer. Die Wanderung vom Dorf Imlil (Basislager) aus sollte 15 km bis zum Gipfel sein und dann wieder zurück. Die Schwierigkeit dabei war nicht die Länge, die wir uns auf drei Tage verteilt hatten, sondern die Höhe.

Imlil liegt schon auf 1701 müM. Am ersten Tag wanderten (eher stiegen) wir zur auf 3200 müM liegenden Refuge les Mouflons (Berghütten-Zwischenlager). Diese 1400 Höhenmeter legten wir auf 11,6 km Länge zurück. Das Gute dabei war, dass unser Gepäck (bis auf einen kleinen Tagesrucksack) von einem Maultier hoch getragen wurde. Und da ich etwas erkältet war und einen sehr trockenen, beißenden Hals hatte, was das Atmen in der trockenen Höhenluft erschwerte, durfte ich das letzte Viertel dieser Strecke auf einem Muli Mitreisen. Natürlich gegen eine kleine Gebühr für das Futter des Tieres (dessen Preis sich im letzten Jahr infolge der Trockenheit verdreifacht hatte)! Bei der Hütte angekommen verbrachten wir einen ruhigen Spätnachmittag und Abend bei Tee und Uno-Spiel. Zum Abendessen gab es eine feine Tajine. Geschlafen haben wir mäßig gut, denn ab zwei Uhr nachts gab es immer wieder Lärm weil verschiedene Gruppen zu verschiedenen Zeiten zum Gipflesturm aufgebrochen sind. Trotzdem waren wir nach dem Frühstück fit genug zum Aufbruch.

Es sollte 4,5 km zum Gipfel hoch und auch wieder runter gehen. Und auf dieser Strecke sollten etwas über 900 Höhenmeter erklommen werden und nachher natürlich auch wieder abgestiegen werden. Da es meinem Hals immer noch nicht besser ging und ich sowieso etwas Bedenken hatte, dass mein Knie den scharfen Abstieg schaffen würde, entschied ich mich unten zu bleiben. Mit zu dieser Entscheidung mitgetragen hat auch die Tatsache, dass, falls einer „nicht mehr kann“, die ganze Gruppe umdrehen muss… Das war es mir nicht wert zu riskieren. So schaute ich von unten eine Weile zu, wie Klaus und unsere Freundin mit unserem Führer den ersten Steilhang in Angriff nahmen. Und ich beobachtete, wie die Sonne langsam über dem Berg, den sie erklommen, aufging. Ich hatte einen schönen ruhigen Tag „unten“, erkundete die nähere Umgebung und blieb schön trocken, als am Nachmittag ein Gewitter kam.

Die kleine Gruppe stieg höher und höher, kämpfte sich hoch und wurde oben herrlich belohnt. Sie hatten eine tolle Aussicht, die sie sehr genossen. Gott hat unsere Welt doch so schön gemacht!!

Auf dem Abstieg wurden sie dann von Graupel und Regen begleitet. Donner gab es auch, aber keine Blitze. Der Regen machte den ohnehin schon schwierigen Abstieg noch anspruchsvoller. Aber sie kamen gesund und munter, aber todmüde unten wieder unten an. Und dann ging es erst mal ans Erzählen…. Und je mehr sie erzählten, desto dankbarer war ich, dass ich nicht mitgegangen war. Gott macht keine Fehler und hat uns die richtigen (und sichereren) Entscheidungen treffen lassen. Wir hatten alle einen vollen, schönen und erlebnisreichen Tag!

Am nächsten Morgen machten wir uns dann wieder auf den Weg runter ins „Basislager“. Wieder nur mit leichtem Gepäck, denn ein freundliches Maultier trug unsere Koffer. Wir genossen es nochmals die Natur zu bewundern. Wenigstens immer dann, wenn wir kurz stehen blieben um uns umzuschauen. Denn während dem Gehen sollten wir doch eher auf den Weg und unsere Füße achten, weil es auch auf dieser Strecke ein paar recht steile Stücke runter zu steigen gab. Wir schafften es alle gut zurück. Ich spürte zwar mein Knie nach einer Weile, aber es ging gut, wofür ich sehr dankbar bin. Der Muskelkater aber begleitet uns alle für ein paar Tage, Nun ja, alle außer unserem Führer. Er ist in dem Dorf aufgewachsen und hat den Toubkal schon über 400 mal bestiegen. Das erste mal mit einer Reisegruppe, die sein Vater führte. Da war er gerade mal elf Jahre alt!

Wir genossen noch einen schönen ruhigen Abend in Imlil bevor es am nächsten Morgen nach einem leckeren Frühstück auf den Heimweg ging. Erst mit dem Auto (mit Fahrer) zurück nach Marrakesch und von dort mit dem Zug nach Rabat.

Es war ein volles, schönes, „Arbeites-Abenteuer“.

Zwei Tage später ging es dann mit einer neuen Arbeit weiter. Wir belegten unseren ersten Kurs in marokkanischem Arabisch. Dabei gibt es Theorie im Klassenzimmer, Praktisches in der Pause und traditionelles Couscous am Freitag (im Restaurant, noch nicht selber gekocht) 😉 Erst mal eine Woche intensiver Grundkurs und dann schauen wir weiter, ob wir weiter Kurse machen oder einfach mit den Menschen auf der Straße üben…. Oder beides ?