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Sommerarbeit und Abenteuer
Manchmal gibt es Überschneidungen von Arbeit und Abenteuer, denn manchmal wird die Arbeit zum Abenteuer und das andere Mal wird das Abenteuer zur Arbeit… Die Entscheidung darüber, was nun was ist, überlassen wir gerne dir, lieber Leser.
Von Juli bis September hatten wir genügend von beidem und dazu viel Sonne und Hitze. Gleich am Anfang des Sommers belegten wir einen Intensivkurs in Französisch, um unseren Französischkenntnissen einen Schub nach vorne zu geben. Eigentlich nicht so sehr dem Wissen, als eher dem Sprechen 😉 Drei Wochen lang jeden Abend von fünf bis acht Uhr drückten wir die Schulbank. Klaus hatte 14 Mitschüler, in Fränzis Klasse waren sie nur zu sechst. So gab es genügend Zeit um über Themen wie, Diskrimination und Vorurteile, Windenergie, oder darüber, ob es Glücklichsein bei der Arbeit gibt, zu diskutieren. Da musste ich schon ab und zu den Wortschatz erst googeln, denn im täglichen Leben und Begegnen brauche ich doch eher den Alltagswortschatz über Haus, Natur, Markt und Essen…. Aber es war spannend.
Nach diesem Kurs gings auf ein Abenteuerwochenende, das wir mit einer Freundin schon im Januar zu planen begonnen haben und auf das wir hingefiebert haben. Unser Ziel: den höchsten Berg Nordafrikas zu besteigen. Der Jebal Toubkal, 4167 m über Meer. Die Wanderung vom Dorf Imlil (Basislager) aus sollte 15 km bis zum Gipfel sein und dann wieder zurück. Die Schwierigkeit dabei war nicht die Länge, die wir uns auf drei Tage verteilt hatten, sondern die Höhe.
Imlil liegt schon auf 1701 müM. Am ersten Tag wanderten (eher stiegen) wir zur auf 3200 müM liegenden Refuge les Mouflons (Berghütten-Zwischenlager). Diese 1400 Höhenmeter legten wir auf 11,6 km Länge zurück. Das Gute dabei war, dass unser Gepäck (bis auf einen kleinen Tagesrucksack) von einem Maultier hoch getragen wurde. Und da ich etwas erkältet war und einen sehr trockenen, beißenden Hals hatte, was das Atmen in der trockenen Höhenluft erschwerte, durfte ich das letzte Viertel dieser Strecke auf einem Muli Mitreisen. Natürlich gegen eine kleine Gebühr für das Futter des Tieres (dessen Preis sich im letzten Jahr infolge der Trockenheit verdreifacht hatte)! Bei der Hütte angekommen verbrachten wir einen ruhigen Spätnachmittag und Abend bei Tee und Uno-Spiel. Zum Abendessen gab es eine feine Tajine. Geschlafen haben wir mäßig gut, denn ab zwei Uhr nachts gab es immer wieder Lärm weil verschiedene Gruppen zu verschiedenen Zeiten zum Gipflesturm aufgebrochen sind. Trotzdem waren wir nach dem Frühstück fit genug zum Aufbruch.
Es sollte 4,5 km zum Gipfel hoch und auch wieder runter gehen. Und auf dieser Strecke sollten etwas über 900 Höhenmeter erklommen werden und nachher natürlich auch wieder abgestiegen werden. Da es meinem Hals immer noch nicht besser ging und ich sowieso etwas Bedenken hatte, dass mein Knie den scharfen Abstieg schaffen würde, entschied ich mich unten zu bleiben. Mit zu dieser Entscheidung mitgetragen hat auch die Tatsache, dass, falls einer „nicht mehr kann“, die ganze Gruppe umdrehen muss… Das war es mir nicht wert zu riskieren. So schaute ich von unten eine Weile zu, wie Klaus und unsere Freundin mit unserem Führer den ersten Steilhang in Angriff nahmen. Und ich beobachtete, wie die Sonne langsam über dem Berg, den sie erklommen, aufging. Ich hatte einen schönen ruhigen Tag „unten“, erkundete die nähere Umgebung und blieb schön trocken, als am Nachmittag ein Gewitter kam.
Die kleine Gruppe stieg höher und höher, kämpfte sich hoch und wurde oben herrlich belohnt. Sie hatten eine tolle Aussicht, die sie sehr genossen. Gott hat unsere Welt doch so schön gemacht!!
Auf dem Abstieg wurden sie dann von Graupel und Regen begleitet. Donner gab es auch, aber keine Blitze. Der Regen machte den ohnehin schon schwierigen Abstieg noch anspruchsvoller. Aber sie kamen gesund und munter, aber todmüde unten wieder unten an. Und dann ging es erst mal ans Erzählen…. Und je mehr sie erzählten, desto dankbarer war ich, dass ich nicht mitgegangen war. Gott macht keine Fehler und hat uns die richtigen (und sichereren) Entscheidungen treffen lassen. Wir hatten alle einen vollen, schönen und erlebnisreichen Tag!
Am nächsten Morgen machten wir uns dann wieder auf den Weg runter ins „Basislager“. Wieder nur mit leichtem Gepäck, denn ein freundliches Maultier trug unsere Koffer. Wir genossen es nochmals die Natur zu bewundern. Wenigstens immer dann, wenn wir kurz stehen blieben um uns umzuschauen. Denn während dem Gehen sollten wir doch eher auf den Weg und unsere Füße achten, weil es auch auf dieser Strecke ein paar recht steile Stücke runter zu steigen gab. Wir schafften es alle gut zurück. Ich spürte zwar mein Knie nach einer Weile, aber es ging gut, wofür ich sehr dankbar bin. Der Muskelkater aber begleitet uns alle für ein paar Tage, Nun ja, alle außer unserem Führer. Er ist in dem Dorf aufgewachsen und hat den Toubkal schon über 400 mal bestiegen. Das erste mal mit einer Reisegruppe, die sein Vater führte. Da war er gerade mal elf Jahre alt!
Wir genossen noch einen schönen ruhigen Abend in Imlil bevor es am nächsten Morgen nach einem leckeren Frühstück auf den Heimweg ging. Erst mit dem Auto (mit Fahrer) zurück nach Marrakesch und von dort mit dem Zug nach Rabat.
Es war ein volles, schönes, „Arbeites-Abenteuer“.
Zwei Tage später ging es dann mit einer neuen Arbeit weiter. Wir belegten unseren ersten Kurs in marokkanischem Arabisch. Dabei gibt es Theorie im Klassenzimmer, Praktisches in der Pause und traditionelles Couscous am Freitag (im Restaurant, noch nicht selber gekocht) 😉 Erst mal eine Woche intensiver Grundkurs und dann schauen wir weiter, ob wir weiter Kurse machen oder einfach mit den Menschen auf der Straße üben…. Oder beides ?
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wenn Sprache und Kultur praktisch werden ;-)
Da ich gerne einmal ein bisschen vom Schreibtischlernen weg kommen wollte, fragte ich meine Sprachlehrerin am Ende einer Stunde, ob sie mir nicht in der nächsten Stunde das Zubereiten eines marokkanischen Gerichtes zeigen wolle. Sie meinte, dass sie das sehr gerne mache und fuhr weiter: „Aber Unterricht können wir trotzdem noch machen, denn marokkanische Gerichte würden auf kleiner Flamme lange kochen….“ Also machten wir den nächsten Termin aus und ich bekam eine Einkaufsliste für die „Tajin Poule aux légumes“.
Zuerst ging ich dann mit Klaus zur am Stadtende gelegenen großen Töpferei. Das ist ein großes Gelände auf dem sich viele kleine Töpfereien und Verkaufsläden befinden. Das gab einen schönen Sonntagsnachmittagsausflug bei dem wir viele schöne Ton- und Keramikdinge bestaunen konnten: Platten, Teller, Tassen, Blumentöpfe in allen Größen genauso Tajins, groß, klein, mittel und bunt oder einfach. Wir entschieden uns für eine einfache, klassische Tajin in der Größe: 3-4 Personen. Es sollte ja auch für allfällige Gäste reichen…. (Die Töpfereifotos sind aber von einem anderen Markt)
Am Tag vor dem Kochexperiment ging ich auf den Markt um alles Gemüse und die Hähnchenkeulen möglichst frisch da zu haben. Auch ein paar typische Gewürze standen mit auf meiner Liste…
Dann kam der bewusste Tag und meine Lehrerin brachte noch die Petersilie mit, die ich nicht auf meiner Liste und somit auch nicht hatte. Gemeinsam putzten und rüsteten wir die Zutaten, was schon interessant und mit vielen guten Tips angereichert. Nicht jede Kultur lagert , putzt und verwendet die Nahrungsmittel auf die gleiche Art und Weise 🙂 Aber das macht nichts, denn auch darin gibt es „viele Wege, die nach Rom führen“.
Und am Ende roch es nicht nur gut, es schmeckte auch noch sehr lecker. Vor allem auch deshalb, weil wir bei dem leckeren Geruch, der aus der Küche kam noch reichlich Zeit hatten „trockene Sprache zu üben“ bis alles gar war. Da sich im Stundenplan der Tochter meiner Lehrerin (wir hatten geplant, dass sie mit dabei wäre) etwas verschoben hatte, konnte sie leider nicht zum Essen bleiben und so reichte es uns beide gleich für zwei mal. Da wir vergessen hatten Fladenbrot zu kaufen, mussten wir die Tajin ganz unkulturell mit Messer und Gabel essen ;-(
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Familienbesuch ;-)
Da es im Februar zu kalt war um zu Besuch zu kommen und zu feiern, hatten wir das Feiern meines 60-sten auf das Ende im April verschoben. Da sollte es ja ein bisschen wärmer sein, sodass man viel draußen unternehmen könnte.
So machten sich meine Schwestern, meine Mama und eine Cousine auf um eine Woche lang unsere neue Heimat zu erkunden und mit mir nach zu feiern 😉 Da sie über Marrakesch einflogen und wir noch keine Ahnung mit dem Transfer vom Flughafen zum Bahnhof hatten, fuhr Klaus hin, um meine Familie abzuholen, durch die Stadt zu lotsen und sicher nach Rabat zu geleiten, während ich zuhause das Massenlager herrichtete und noch die letzten Einkäufe fürs Abendessen erledigte. Denn wir konnten nicht, wie geplant um 17 Uhr Couscous essen gehen, weil der Ramadan kurzfristig wegen des Mondstandes um einen Tag verlängert wurde und somit einfach noch alles zu war. So gab es halt in unseren vier Wänden einen großen Topf leckere Spaghetti mit Tomatensalat…
Da es ja unser erster Ramadan im Land war und auch unser erstes Zuckerfest danach, wurden wir davon überrascht, dass auch in den ersten zwei auf den Ramadan folgenden Tage, (eben, das Zuckerfest, das bis zu drei Tage dauern kann), alles zu ist. Restaurants haben frühestens abends um 18 Uhr auf, die Märkte sind fast total leer und nur ganz selten ist etwas geöffnet. So brauten wir auf der Suche nach unserem Frühstück einen langen Spaziergang entlang aller unserer noch geschlossenen Lieblingsrestaurants, bist wir kurz vor Mittag unten am Fluss ein (vor allem für Touristen) geöffnetes Restaurant fanden. Das Frühstück schmecke herrlich 😉
Wir genossen danach die Spaziergänge an der Küste entlang, bestaunten die riesigen Wellen und testeten die Wasserwärme mit einem kurzen Abtauchen in den Atlantik. Das Bummeln für Souvenirs verschoben wir (gezwungenermaßen) auf die noch vor uns liegenden Tage in Marakkesch.
Davor aber genossen wir einen Entspannungstag in meinem „100%-Frauen-Salon“. Wir sechs Frauen genossen den Hammam, Massage und Pedicure. Die beiden Mitarbeiterinnen des Salons hatten gut Arbeit mit uns allen und freuten sich über die vielen ausländischen, zufriedenen Kundinnen. Sie hatten sogar Kaffee, Tee und echt marokkanische Süßigkeiten für uns vorbereitet. Obwohl dieser Montag, wegen des kurzfristig nach hinten verschobenen Zuckerfestes eigentlich ein Feiertag gewesen wäre, sind sie extra für uns zur Arbeit gekommen….
Am nächsten Tag fuhren wir für vier Tage nach Marrakesch, wo wir noch genügend Zeit hatten, auf den nun wieder geöffneten Märkten herum zu stöbern, Souvenirs zu finden und „Geld zu verlieren“. Oder einfach in der Dämmerung im Kaffee zu sitzen und das Treiben auf dem erst gegen Abend erwachenden „Place Jamaal el fna“, dem Touristen-Attraktions-Platz, zu beobachten….
Es war eine volle Wochen mit viel Spaß, Freude und Gemeinschaft, die fast ein bisschen zu schnell vorbei ging. Aber ein schönes Souvenir an meine „Familien-Sechziger-Feier“ bleibt mir zusätzlich zu einem paar hundert Fotos:
Ach ja, das Wetter war auch gut. In Rabat noch angenehme 22°C, in Marrakesch dann heiße, trockene bis zu 40°C.
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Februar-Reise
Februar ist unser Geburtstagsmonat. Da wir so weit weg von unseren Verwandten und Freunden sind, um gemeinsam zu feiern, und da wir wieder einmal für einen neuen Stempel in den Pass „über die Grenze hüpfen“ mussten, dachten wir uns: Aus den zwei Ereignissen eines zu machen. Zudem ist mein Sechzigster ein guter Grund zu einer ausgedehnten Feier-Reise. Und zum tieferen Eintauchen in Kultur, das Land, die Geschichte und Menschen kennen zu lernen…
So sind wir mit der Fähre nach Tarifa und gleich wieder zurück gefahren und haben danach zwei Tage in Tanger verbracht.
Von dort aus haben wir eine Tagestour in die „blaue Stadt“, nach Chefchauen, gemacht.
Nicht nur die Stadt ist eindrücklich mit den alten Bauten in blau und den Geschichten, die der Stadtführer uns erzählt hat. Auch der Weg dahin ist super. Kaum zu glauben, wie grün die Berge und die Felder sind, jetzt, wo es ein paar Mal etwas Regen gegeben hat. Nachdem man die Natur in der braunen Sommerdürre gesehen hat, konnte man sich das saftige Grün kaum vorstellen!
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Bevor wir dann mit dem TGV wieder nach Rabat gefahren sind, haben wir uns noch Cap Spartel und die Herculeshöhle angeschaut. Beim Cap Spartel „treffen das Mittelmeer und der Atlantik aufeinander. Das ist schon eindrücklich, die Weite des Meeres, ohne Ende und mit verschiedenen Blautönen auf jeder Seite….
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Januarherausforderung
Da unser Hammer schon einige Zeit nicht mehr zu gebrauchen war, ich aber ein paar Nägel zum Einschlagen hatte, habe ich ihn eines Tages mit in meine Einkaufstasche gepackt. So bin ich mit meinem Hammer mit abgebrochenen Stil auf dem Markt zu meinem „Schreiner“, (welcher ein älterer, netter Herr ist) und hab ihn gefragt, ob er helfen kann. Naja, gefragt??? Eher gestikuliert, denn er konnte außer ein paar ganz wenigen Brocken Französisch nur Arabisch, und ich nur Französisch, und mein Smartphone-übersetzter hat auch kein Arabisch drauf. Doch wir haben uns irgendwie trotzdem prima verstanden. Das Problem war ja sichtbar. Lachend nahm er meinen Hammer, drehte sich um und wurstelte etwas hinter einem Stapel Holzstangen hervor. Dann legte er zwei Hämmer auf den Arbeitstisch, einen ohne Stile (meiner) und seinen. An seinem war der Stiel zwar ganz, aber der Hammerkopf war gebrochen. Da hatten wir also zwei unnütze Hämmer. Kurz entschlossen nahm er seinen Hammerstiel und hobelte ihn soweit zurecht, dass er an meinen Hammer passte. Das war ein kleines Stückchen Arbeit, aber es hat geklappt und wir waren zum Schluss beide zufrieden.
Einige Tage später ging ich mit einem Plan für ein Schuhregal/Garderobe bei ihm vorbei. Ich hatte mir schon länger Gedanken darüber gemacht, denn in den Geschäften gab es einfach nichts Passendes für unseren Hausflur. So habe ich dann mit Klaus einen Bauplan gezeichnet. Das heißt, Klaus hat ihn nach meinen Maßangaben gezeichnet. Das kann er einfach besser, als ich. Als ich bei meinem Schreiner ankam, war sein Kollege am Arbeiten und meinte, sein Mitarbeiter sei noch in der Mittagspause. (Es war schon nach 15 Uhr). Ich solle einfach warten, in 10 Minuten sei er wieder da. Er kam dann auch recht bald und gemeinsam schauten wir uns meinen Plan an. Wir redeten, zeichneten, erklärten, versuchten zu verstehen…. etwa eine halbe Stunde lang. Gelacht und Haare gerauft haben wir auch 😉 aber es schien (aus seiner Sicht) alles „klar“ zu sein und er gab mir zu verstehen, dass er sein Handwerk schon verstehe und ich mir keine Sorgen machen solle. In ein paar Tagen sei das Regal fertig. Nun ja, Sorgen machte ich mir keine, aber ein paar Bedenken hatte ich schon. Es schien mir fast ein bisschen, dass in anderen Ländern Pläne nicht ganz so gezeichnet und gelesen werden, wie „zuhause“…. Trotzdem hatte ich nach soviel Freundlichkeit, Beziehung knüpfen, Schmunzeln, Augenrollen, Hilfsbereitschaft und Feilschen um den richtigen Preis einfach nicht den Mut, nicht das Herz dazu, mein Garderobenregal nicht zu bestellen. So ist es nun bestellt, und einer Woche sollte es fertig sein….. Kurz bevor ich mich verabschiedete, erklärte ich ihm noch, dass ich das Regal nur geschraubt, nicht verleimt haben wollte. Das konnte er nicht ganz verstehen, denn „geleimt sei es doch stabiler“, aber er verstand, dass ich es für einen eventuellen Umzug auseinander bauen wollte.
Aus einer Woche Bauzeit wurden dann zwei Wochen. Das war aber nicht der Langsamkeit des Schreiners geschuldet, sondern dem Wetter. Denn wir hatten endlich immer mal wieder ein bisschen Regen. Und bei Regen, so erklärte mir mein Schreiner, könne er nicht lackieren, den in der feuchten Luft trockne der Lack nicht, und nach Hause liefern ginge bei Regen auch nicht. Nun, das machte Sinn, das konnte ich verstehen. Trotzdem wurde ich langsam etwas ungeduldig. Ich freute mich auf meine Garderobe und war richtig gespannt und „gwunderig“, was der Schreiner aus meinem Plan gezaubert haben würde.
Dann endlich war es soweit: Ich sollte in seine Bude auf dem Markt kommen und dann würden wir den Transport nach Hause organisieren. Ich war pünktlich dort. Das Regal war sehr schön anzusehen und mit dem Lack, den ich ausgesucht hatte, kam die Holzmaserung richtig gut zur Geltung. Und es sah auch richtig „nach Plan“ aus. Auf den ersten Blick, denn als Klaus sich daneben stellte, sah ich, dass es kürzer war als Klaus. Nach meiner Erinnerung, sollte aber 190cm hoch sein, also etwas größer als Klaus 😉 auch schien das oberste Regalbrett weiter oben zu sein, als meine Erinnerung an den Plan mir suggerierte. Nun gut, es gefiel mir trotzdem sehr gut und ich wollte nicht meckern. Ich mochte den Schreiner in seiner Begeisterung nicht enttäuschen. Ich mochte ihn zu sehr 😉 und das Ganze war ein tolles Erlebnis. Zudem hatte er sich über sein Werk, (das in der Mitte so schön viel Platz für den Fernsehbildschirm hatte (meinte er), so gefreut. So etwas Schönes konnte seiner Meinung nach wohl keine Garderobe/Schuhregal sein, sondern ein Möbel fürs Wohnzimmer 😉 Auch war ich mir nicht ganz sicher, ob ich mich mit den Zahlen, (die sind in fremden Sprachen immer recht tückisch), richtig ausgedrückt hatte und ob sie auf dem Plan auch wirklich gut leserlich gewesen waren… Also habe ich den Restbetrag bezahlt, ein kleines Extra dazu und er hat seinen Transport-Freund angerufen. Der stand dann wenige Minuten später auch schon da und wir konnten aufladen und uns auf den Heimweg machen. Wobei man sich mit vielen „Merci vielmals und auf bald wieder“ verabschiedete.
Den Platz für das Garderobenregal zuhause hatte ich schon vorher freigeräumt. Es passte auch wunderbar hin, nur war oben etwas zu viel Luft und in der Mitte etwas zu wenig Länge um die Jacken aufzuhängen. Aber das war nicht weiter schlimm. In unseren vielen Jahren in verschiedenen Kulturen haben uns gelernt zu improvisieren und Klaus viele handwerkliche Fähigkeiten konnten immer wieder gut gebraucht werden. So auch hier: Wir begannen das Regal „um zu gestalten“, unseren Bedürfnissen besser an zu passen.
Wie gut, dass es wirklich nur geschraubt und nicht verleimt war!! So war die Umgestaltung abgeschlossen, nachdem wir ein paar Schrauben raus gedreht, Bretter umgelegt und neu fest geschraubt hatten.
Das Gemeinschaftswerk erfüllt nun seinen Zweck und wir sind um einige Lachfalten, kulturelle Erfahrungen und Unterschieden reicher und haben eine Geschichte mehr zu erzählen 😉
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Dezember in Rabat
Der Dezember hier in Rabat war geprägt von der Fußballweltmeisterschaft und der nicht vorhandenen Weihnachtsstimmung. Ersteres, die Weltmeisterschaft im Fußball hat hier so richtig für Stimmung gesorgt. Marokkos „Atlas Löwen“ haben nicht nur gut gespielt, sondern sind bis ins Halbfinale gekommen. Das hatte vorher noch keine Mannschaft vom Afrikanischen Kontinent geschafft. Bravo Atlas Löwen!!! In fast allen Restaurants wurden für jedes Spiel die Stühle und Tische gerückt, sodass alle einen Blick auf die große oder kleinen Bildschirme hatten. Und nach den Siegen waren der Jubel und die „Tröten“ (Trompeten) für Stunden in der ganzen Stadt zu hören. Die Straßen waren voller Menschen, die sich freuten und gefeiert haben. Für Flaggen geschmückte Autos war fast kein Durchkommen mehr. Die feiernden Fans hatten die Straßen für sich erobert und mit jedem Sieg wurde das Feiern länger 😉
Weihnachtsstimmung ist bei mir noch nicht so richtig eingezogen. Ich habe zwar eine kleine Weihnachtsdeko im Wohnzimmer und in der Gemeinde zünden wir jeden Sonntag eine weitere Kerze an und singen Lieder, aber meine lieb gewordene Adventsroutine von Rostock passt hier nicht hin und um eine neue zu finden, bin ich noch nicht lange genug hier. Aber Niköläuse habe ich zum sechsten Dezember schon gebacken. Heiligabend haben wir mit der internationalen Gemeinde hier gefeiert. Wir sind fast nur Ausländer aus fast 50 verschiedenen Ländern… das ist eine multikulturelle Mischung und genauso bunt-verschieden und sehr lecker war das gemeinsame Essen nach der Weihnachtsfeier.
Übrigens hat der Weihnachtsbaum mit den Länderflaggen rein gar nichts mit dem Fußball zu tun. Es ist der Weihnachtbaum in der Gemeinde. Jede Flagge zeigt das Heimatland eines der Besucher….
In all den Wochen haben wir immer wieder potentielle Räume fürs Geschäft angeschaut. Gefühlt sind es schon fast hundert. Aber die richtigen waren noch nicht dabei. Wir hoffen und beten, dass Gott uns da bald eine Türe auftut, damit es vorwärts gehen kann….
Und dann erhielten wir am 25. Dezember das schönste Weihnachtsgeschenk überhaupt: Unser allererstes Enkelkind wurde geboren und von allen (die in der Nähe sind) als großes Geschenk in die Arme geschlossen. Wir haben ihn erst mal ganz fest und dankbar in unser Herz geschlossen. Das in die Arme schließen müssen wir auf später verschieben. Aber wir dürfen uns an vielen Fotos und Lebenszeichen übers Internet freuen 😉
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Infos und Kontakte
Es ist schön und ermutigend zu erleben, wie Gott uns durch eure Gebete mit Menschen zusammen bringt, die uns mit hilfreichen Infos zur Geschäftsgründung versorgen und gerne mit uns in Kontakt bleiben. So waren wir vorgestern in Casablanca in der „Filiale“ der Deutschen Industrie und Handelskammer, weil uns jemand geraten hatte, doch dort mal nach Tipps und Möglichkeiten nach zu fragen. Es war ein kurzes Gespräch mit einer freundlichen Frau, die uns wirklich hilfreiche Tipps und ein paar Adressen geben konnte.
Am Tag darauf fuhr ein liebes älteres Ehepaar mit uns in eine andere Stadt zu Freunden von ihnen. Diese hatten vor Corona als Vertreter von Brillengestellen in Marokko gearbeitet und viel Erfahrung gesammelt. Es war eine schöne Gemeinschaft und ein gutes Austauschen, auch wenn manches dabei noch mit Übersetzer laufen musste. Gott-sei-Dank gibt es immer wieder Menschen, die gut Englisch und Arabisch können und gerne übersetzten. Aber wir sind auch fleißig daran unser Französisch zu verbessern. Aber das geht nicht ganz so schnell, wie wir es gerne hätten. Aber ab nächste Woche trifft sich Klaus mit einem jungen Mann „um die Sprachtheorie Praxis werden zu lassen“…..
….und hier ein paar Fotos von der Rückfahrt der Geschäftsreise 😉
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Alltag…..
Nachdem uns, als wir gerade so einigermaßen eingerichtet waren, eine Grippe und Erkältung erwischt hatten, kommen wir so langsam wieder zu Kräften. Irgendwie haben die Monate des Rumreisens, des Überall-und-nirgends Zuhause-sein doch mehr an unseren Reserven gezehrt, als wir dachten. Wie froh und dankbar sind wir da um DIE Kraftquelle in uns, die nie versiegt und all die Gebete, die uns ebenso gestärkt und getragen haben! Wir merken, wie wir immer mehr hier ankommen, auftanken und wieder Kraft zum Weitergehen und Lernen und Arbeiten bekommen. Und Freude an allem 😉
Zwischen all dem Einrichten und anderen Dingen haben wir aber auch schon Gelegenheiten genutzt um Kontakte zu Menschen zu knüpfen, die uns vielleicht beim Geschäft mithelfen könnten oder aber uns aus ihren Erfahrungen lernen lassen. Dafür brauchen wir viel Weisheit. Nicht jeder Rat funktioniert auch für uns und nicht jeder, der möchte, ist auch die richtige Person. Und dann müssen auch immer wieder Dinge mit Opticunion Deutschland abgesprochen werden. Wir sind ja nicht „unsere eigenen Herren“, sondern im Auftrag hier. Mit doppeltem Auftrag 😉
Lange haben wir auch herum gesucht um einen geeigneten Sprachkurs zu finden. Erst gab es ein paar Enttäuschungen. Möglichkeiten, die interessant gewesen wären, aber einfach zeitlich und auch finanziell nicht gepasst haben. Dann hat Gott unsere und eure Gebete erhört und uns das „Institut Français“ gezeigt. Und es passt. Wir fühlen uns so wohl in diesen Kursen und üben uns fleißig im Verstehen, Reden und Schreiben. Wir sind zwar alles Ausländer in den Kursen, aber die fast jeder kommt aus einem anderen Land und bringt seinen speziellen Akzent mit, was das Zuhören und Verstehen manchmal recht herausfordernd macht…..
So langsam lernen wir auch, dass wir hier nicht am frühen Nachmittag einkaufen gehen können. Nachdem wir ein paar mal vor verschlossenen Türen gestanden haben, gehen wir für gezielte Einkäufe nun eher nach 15.30 Uhr los. Denn davor sind viele Geschäfte wegen Mittagspause oder Gebetszeit oder beiden geschlossen. Bummeln gehen kann man immer 😉 denn nicht alle haben drei Stunden zu, aber wenn man gezielt etwas besorgen will, dann lieber später gehen, außer für Lebensmittel, da ist eher „immer jemand da“…
Während bei euch im Herbst jetzt bunte Blätter von den Bäumen fallen, bleibt bei uns eher alles grün (oder grau-braun vom Staub und Wassermangel). Aber manche Bäume und Sträucher beginnen jetzt, (als ob sie im „Sommerschlaf“ die Hitze verschlafen hätten), zu grünen und zu blühen und in ein paar Wochen werden die jetzt noch dunkelgrünen Orangen richtig orange in den Bäumen leuchten und reifen….
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Ein neues Zuhause auf Erden
Am Nachmittag (22.9.) trafen wir uns dann mit dem Assistenten des anderen Maklers, der uns eine schöne, neue gestrichene Wohnung auf der zweiten Etage eines vierstöckigen Hauses zeigt. Als ich den ersten Schritt in die Wohnung machte, fühlte ich mich gleich wohl und hatte den Eindruck: Das ist sie, unsere neue irdische Bleibe. Und das, obwohl in der Küche noch einiges „im Argen lag“. (Dafür mit Tiefgaragenplatz fürs Auto.) Die Wohnung ist hell und geräumig und hat sogar eine Extrasommerdusche auf dem Küchenbalkon. Sie liegt in einem ruhigen, aber belebten Stadtteil, mit kleinen Läden und Kaffees rund herum und man kommt zu Fuß überall hin. Wir sagten zu und fuhren am nächsten Morgen ins Maklerbüro. Es klappte alles so leicht und reibungslos! Der Makler (er vermietet auch Wohnungen an Botschaftspersonal) kann ein wenig Deutsch, der Vermieter etwas Englisch. Alles wurde besprochen, erklärt und unterzeichnet. Alles ohne irgendwelche Zweifel oder andere gefühlte Unstimmigkeiten. Wir konnten sogar schon die Schlüssel bekommen und zwei Wochen vor Vertragsbeginn einziehen. Einen Tag nach der Schlüsselübergabe sogen wir mit unseren inzwischen vier Koffern und zwei Taschen ein und machten uns wenig später auf die Suche nach einem Sofa, damit wir für die Nacht einen Schlafplatz hatten. Wir fanden ein schönes Sofa, das auch gleich geliefert wurde 😉 Am nächsten Tag kamen dann die vom Vermieter bestellten und bezahlten Handwerker um die Türchen der unteren Schränkchen in der Küche zu reparieren. Dabei stellte sich heraus, dass Reparieren nicht mehr ging, denn die Holzrahmen waren schon so wurmstichig und morsch, dass sich daran keine Türen mehr aufhängen ließen. So wurde ausgemessen… und eine Woche später wurden neue Rahmen und Türchen eingesetzt 😉
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Als die Handwerker in der Küche am Ausmessen waren, wollte Klaus eine flackernde Glühbirne im Bad auswechseln. Als er sie raus schraubte, war in der Wohnung kein Strom mehr. Es war aber nicht die Sicherung. Da war was anderes faul… Unser Handwerker kannte sich mit Elektrik nicht aus, kannte aber einen Elektriker, den er gleich anrief. Etwas später stand er vor dem Sicherungskasten und suchte nach dem Problem… Da musste einiges neu verkabelt werden, denn der Vormieter hatte wohl die Kabel zu seinen Gunsten am Stromzähler vorbei montiert. Nun hat wieder alles seine Richtigkeit. Wir haben Strom und die Telefonnummern von so hilfreichen Leuten, wie Klempner und Elektriker….
Gutes Timing – Gottes Timing
Wir waren gerade in unserem kleinen Baumarkt an der Ecke um noch ein paar nötige Kleinigkeiten zu kaufen, als mein Telefon klingelte. Am anderen Ende war der Lieferservice, der noch eine genauere Wegbeschreibung zu unserer Wohnung haben wollte. Meine Erklärungsversuche wurden nicht so richtig verstanden. So drückte ich mein Telefon dem netten jungen Baumarktverkäufer in die Hand und gab ihm zu verstehen, er solle antworten. Das hat auch wunderbar geklappt. Es ist halt schon viel einfacher, wenn die Menschen an beiden Enden des Telefons, die gleiche Sprache verstehen und sprechen. Und noch besser ist es, wenn Gott das Timing macht um Sprachschwierigkeiten zu überbrücken 😉
So vergingen die ersten Tage mit Putzen, Möbel suchen/kaufen, Nähere Gegend erkunden, Aus- und Einräumen. Nach ungefähr 10 Tagen hatten wir alle größeren Anschaffungen gemacht und konnten so langsam zu einer täglichen Routine finden. Auch eine Sprachschule haben wir gefunden, zu der wir in fünf Minuten hin spazieren können. Sie beginnt aber erst Mitte Oktober.
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In der neuen Heimat, aber noch ohne irdische Bleibe (September)
Wir kamen mitten in der Nacht müde, aber wohlbehalten in Fes an, wo es wegen Gewitterstimmung bei hoher Luftfeuchtigkeit immer noch 30°C warm war. Schlaf gab es deshalb aus mehreren Gründen in der ersten Nacht nicht so viel. Am nächsten Tag gingen wir erst mal alle unsere Lieblingsplätze besuchen und das Bahnticket für unseren Umzug nach Rabat, kaufen. Das Durch-die-Stadt-Laufen und ab und zu in einem Lieblingskaffee sitzen half uns „runter zu kommen“ und auch die feuchte Hitze (35°C) besser zu bewältigen. Und wir planten das voraussichtliche „Was, Wie, Wo“ für die nächsten Wochen und versuchten auch unsere marokkanische Internetkarte wieder auf zu laden. Eben, wir haben es versucht. Denn durch einen Zahlendreher in der Nummer bekam ein „Mister Unbekannt“ ein kleines, verfrühtes Weihnachtsgeschenk 😉 bevor dann doch auch noch auf unserem Konto etwas Geld ankam…
In diesen ersten Tagen in Marokko, unseren letzten in Fes, machten wir auch ein Paar „letzte Besuche“ um uns von unseren schon lieb gewordenen marokkanischen Freunden in Fes zu verabschieden.